Informationen
Jahr: 1990
Grösse: 20.6 x 21.0 cm
Art: Farbradierung, Photogravüre, Aquatinta, Kaltnadel
Die Struktur der Stadt
«Die Stadt begeisterte mich, aber mir war lange nicht klar, was daraus entstehen würde.
Mir gefiel, was mir schon in der Jugend an Prag gefallen hatte, die Struktur der Stadt.»
(Pravoslav Sovak, 2014, in: Ulrike Lorenz (Hrsg.): Sovak clear visions[s]. Catalogue Raisonné 1995-2016. Katalog der Ausstellung Kunsthalle Mannheim 2016, S. 34)
Inspiriert von Amerika
Dicht an dicht in vertikaler Staffelung gesetzte, mitunter fast transparent wirkende Gebäude- und Fenster-Strukturen aus hellen und dunklen Farben, die zugleich Licht und Schatten sind, charakterisieren die Werkgruppe der «Walls» ab 1990 und den kommenden Jahren. Die Inspiration hierfür fand Pravoslav Sovak bei seinen zahlreichen Aufenthalten in amerikanischen Städten mit den für sie typischen Wolkenkratzern unterschiedlichster Höhen und Breiten. Sovaks neue komprimierte Sicht auf die Stadt und ihre geometrische Tektonik – als Gegenpol zur weitläufigen Wüstenlandschaft – mündet in farblich wie kompositorisch exzellent ausbalancierten, beinahe abstrakt wirkenden Farbradierungen, die vermehrt auf eigene Fotografien zurückgreifen.
Ohne Himmel und Horizont
Die in extremer Nahsicht angelegte menschenleere Stadtansicht von Walls II, die ohne Himmel und Horizont auskommt, fasziniert durch ihre ästhetische Ordnung und elegante Erscheinung. Doch zugleich wird diese von einer latenten «anonymen Melancholie» grossstädtischer Atmosphäre begleitet. Pravoslav Sovaks handwerklich technische wie inhaltlich tiefsinnige Meisterschaft, die stets eine vollkommene Harmonie zwischen Form und Aussage anstrebt, wird in diesem bezaubernden kleinformatigen Blatt zur poetischen, zeitlosen Ikone einer amerikanischen Metropole.
©Martina Kral, 2023
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